Für die Behandlung der Harninkontinenz sind verschiede Fragen unentbehrlich:
1- Trinkgewohnheiten
2- Miktionsverhalten
3- Häufigkeit des Vorlagenwechsels
4- Harnverlust bei körperlicher Anstrengung
5- Vorangegangene Operationen
6- Anzahl der Entbindungen
7- Neurologische Erkrankungen ( M. Parkinson, Multiple Sklerose)
8- Medikamentenanamnese
Die verschiedenen Formen der Inkontinenz müssen ihren Ursachen und Symptomen entsprechend unterschiedlich behandelt werden.
Bei der Stressinkontinenz stellt sich das Beckenbodentraining die wichtigste konservative therapeutische Maßnahme dar. Wenn rechtzeitig damit begonnen wird, könne 50 bis 70% Heilung bzw. Besserung der Beschwerden erreicht werden.
Die Übungen werden unter krankengymnastischer Anleitung erlernt und später mehrmals täglich zu Hause durchgeführt. Die Verordnung von homöopathischen Arzneimitteln kann den Trainingserfolg unterstützen. Viele homöopathische Zubereitungen haben sich sowohl bei Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane (Sepia, Lilium tigrinum, Aletris) als auch des Stütz- und Bindegewebes (Silicium, Calcium fluoratum) Bewährt.
Bei Patientinnen, die Ihren Beckenboden nicht willkürlich anspannen können, sollte eine Elektrostimulationbehandlung vorgeschaltet werden, damit die Kontraktionsfähigkeit verbessert und die Muskulatur gestärkt werden kann. In bestimmten Situationen, z.B. beim Sport, können intravaginale (in der Scheide) Hilfsmittel, wie z.B. ein Urethrapresser oder ein Inkontinenztampon, die den Blasenhals stabilisieren, die Behandlung ergänzen. Über längere Zeit dürfen diese Hilfsmittel wegen Gefahr von Infektionen oder Ulzera jedoch nicht angewendet werden.
Erst wenn alle konservativen Therapie-Strategien erfolglos geblieben sind, sollten operative Verfahren zur Therapie der Stress-Inkontinenz eingesetzt werden. Dabei hat die Einführung von Polenebandschlingen /TVT-Verfahren) in den letzten Jahren alle früheren Operationsmethoden überrundet. Bei dieser minimalen invasiven (in ein Organ eingreifend) Operation wird ein Kunststoffband spannungsfrei hinter der Urethra (Harnröhre) platziert. Es wächst ohne Narbe in das umgebende Gewebe ein und stützt auf diese Weise Blasenhals und Harnröhre.
Die Behandlung der Dranginkontinenz ist immer noch eine Domäne der medikamentösen Therapie. In der Schulmedizin werden überwiegend Anticholinerghika verordnet, die die unwillkürlichen Kontraktionen der Blasenmuskulatur unterdrücken und die Blasenkapazität vergrößern sollen.
Diese Mittel haben jedoch aufgrund ihrer unangenehmen Nebenwirkungen (Müdigkeit, Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen (Reaktion der Pupillen)) vor allem bei älteren Patienten eine schlechte Compliance. Große Hoffnungen werden deshalb auf ein neues Präparat gesetzt, das noch in der Erprobung ist: Der selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxin soll über eine Hemmung des parasympathischen Nervensystems die Blasenentleerung normalisieren.
Als ganz neues Therapieprinzip gilt die Injektion des Botulinum-A-Toxins, das eine Beruhigung des Blasenmuskels herbeiführen soll. Allerdings kann es dadurch zu einer vorrübergehenden Akontraktibilität (kein Zusammenziehen) kommen, so dass der Patient die Blase mit Hilfe eines Katheters entleeren muss.
Sind die Inkontinenz- Beschwerden auf einen Hormonmangel in der Postmenopause zurückzuführen, sprechen sie besonders gut auf lokale Östrogen-Applikationen oder die Gabe von Naturmittel zur Regulierung des Hormonhaushaltes an.
Blasenentleerungsstörungen, deren Ursache chronische Harnwegsinfekte sind, müssen auf jeden Fall antibakteriell behandelt werden. Aufgrund seiner diuretischen (vermehrtes Wasserlassen) und antiseptischen Wirkung eignet sich hierzu ein Nieren-Blasen-Tee besonders gut.